Die Zukunft von TV und Radio: Jeder bekommt (!) seinen persönlichen Programmdirektor

Sie suchen das Schlüsselfeature für die Zukunft der linearen TV- und Radio-Nutzung?  Auf der re:publica 2015 blitzte es auf etlichen Medien-Podien auf: Die Zukunft gehört dem, dem es gelingt, die Vorteile, die Mediatheken oder iTunes/Spotify/Youtube haben, mit den Vorteilen der klassischen Radio und TV-Nutzung zu verbinden. Das auf eine einzelne Person hin maßgeschneiderte Programm, das diese dann im "Lean-Back-Modus" genießen kann.
  • Fürs Radio: Ein Sender (eine App) spielt nur für mich meine ganz persönliche Lieblingsmusik kombiniert mit von mir gewünschten Nachrichten (z.B. aus meiner Region) und Wortbeiträgen zu meinen Themengebieten.
  • Fürs TV: Ein individuelles TV-Programm mit (beispielsweise) Tagesschau um 20 Uhr - und den Sendungen, die ich gerne sehe, aus allen möglichen Quellen. Und ohne die Sendungen, die ich nicht gerne sehe. Und es läuft automatisch ab, zeit-sensitiv. 
Zusammengestellt wird das alles aus dem unendlich großen Video-/Musik-Fundus der Mediatheken und Videoplattformen von einem schlauen Algorithmus. Der kennt mich und meine Freunde, meinen Tagesrhythmus und vielleicht sogar meine Stimmung. Er wird gefüttert mit Infos von meinem bisherigen Medienkonsum sowie den Daten aus Sozialen Netzwerken und den Zustandsdaten, die mein Handy und vielleicht bald auch meine Uhr beständig über mich ins Netz schicken...

"Jeder ist sein eigener Programmdirektor" 
war die TV-Zukunft von gestern. 
Künftig heißt es also:
"Jeder bekommt seinen eigenen Programmdirektor".  

Rückblick: "Jeder ist heute sein eigener Programmdirektor" - das war schon 2007 im Web zu lesen und als Zukunftsvision fürs TV gemeint. Seither kann sich im Netz auf Youtube und in den Mediatheken sein Videoprogramm selbst zusammenstellen; dank TV-Geräte mit Internetanschluss kann der Nutzer mittlerweile auch im Wohnzimmer-Fernsehsessel.

Lean-Forward-Nutzung nennt man das. Und  der Begriff zeigt auch, warum das TV-Programm bis heute noch so attraktiv ist: Lean forward heißt, dass der Nutzer aktiv, gewissermaßen auf der Stuhlkante, sein Programm zusammensuchen muss. Selbst modernste Mediatheken wie Netflix oder Spotify funktionierten im Kern bisher noch so: Ich muss entscheiden, was ich konkret sehen/hören will, Das ist vielen Menschen in vielen Situationen zu mühsam. Man will sich besenden lassen nach Feierabend. Man will ausspannen im Lean-Back.  Zurücklehnen, entspannen, genießen.

"SpotiNews" als Studie für die Zukunft

Eines der eingängigsten Beispiele für künftige Lean-Back-Nutzung ist das Radio-App-Konzept "SpotiNews", das Radiomacher Armin Hirsch auf der #rp15 vorstellte: Eine App, die Wort-Beiträge eines Radioprogramms mit dem Musikkatalog eines Dienstes wie Spotify und den persönlichen Vorlieben verbindet. Leider ist die "Keynote Battle I, Futuradio, It might get loud" nicht als Video im Weg zugänglich. Mehr zum Konzept lässt sich aber auch hier nachlesen:
http://www.radioszene.de/76669/spotinews-radiohack-2015.html

Das ist der Anwendungsfall fürs reine Audio-Programm. Doch auch bei Videos wird in die gleiche Richtung gedacht: Personalisierung. Stellvertredend das Zitat eines ProSiebenSat1-Managers: 
"Das was linear passiert, ist personalisiert und es gibt einen Grund, es live zu schauen. Liveshows werden an Bedeutung gewinnen. Personalisierte Events." Ronald Horstman, Studio 71 (ProSiebenSat1)
Was RTL dazu sagt ab Minute 40...



Link zur Stelle:
https://youtu.be/Y8zwVooQNEQ?t=40m10s


Autor: Stefan Primbs
https://twitter.com/meine_zeitung
Previous
Next Post »